Als ich während meines letzten Klinikaufenthaltes, von meiner Therapeutin mit der Diagnose „BPS“ konfrontiert wurde kam mir nur eins in den Sinn.
„Das kann doch gar nicht sein, ich Ritze mich doch gar nicht“
Wie viele andere auch kannte ich Borderline nur in Verbindung mit Ritzen. In vielen Gesprächen wurde mir erklärt das es nicht immer Ritzen sein muss. Viele Betroffene würde andere Mittel und Wege finden um ein „selbstverletzendes Verhalten“ an den Tag zu legen.
Ich versuchte am Anfang immer Beispiele zu finden, was das bei mir sein könnte. Nach mehreren Tagen habe ich ein paar Dinge gefunden die bei mir in Extremsituationen immer wieder auftreten.
In schwierigen Situation habe ich damals immer wieder die Beherrschung verloren und mir selber Schmerzen zugefügt. Ich habe immer wieder mit meinen Fäusten vor Dinge geschlagen die nicht kaputtgehen können. Wände, Bäume und Stahltüren. Irgendetwas in mir drin hat sich immer das ausgesucht, nur um zu vermeiden das „die anderen“ was davon mitbekommen.
Was dabei aber kaputt ging waren meine Knöchel, meine Finger und meine Hände. Das konnte ich dann immer damit erklären, dass ich einen Unfall hatte. Das ich zum Beispiel gestürzt war oder dass ich meine Hand in die Autotür bekommen habe. Das klappte sogar ganz gut. Bis auf ein paar Menschen die das nicht so recht glauben konnten, es aber auch nicht weiterverfolgten.
Es kam und kommt bei mir auch immer wieder vor das ich mich auch, ohne in einer Ausnahmesituation selber verletze. Dann erleide ich zwar keinen Körperlichen Schaden, wohl aber einen seelischen. Immer wieder begebe ich mich in Situationen mit Menschen die mir einfach nicht guttun. Solange ich in deren Gesellschaft bin geht das auch immer gut.
Wenn ich dann aber wieder zu Hause bin, kommen die Gedanken, die Gefühle und die Tränen. Wenn ich dann wieder darüber nachdenke was in den letzten Stunden passiert ist. Ich wurde wieder einmal von ein paar Personen gemieden. Es wurde vermieden mit mir in direkten Kontakt zu treten. Es wurden alle in dem Raum persönlich begrüßt, nur ich nicht. Es werden immer alle gelobt, wie toll sie doch sind, was für super Arbeit sie leisten. Nur ich wieder nicht. Ich wurde wieder vergessen, übergangen und übersehen. Aber, ich begebe mich immer wieder in diese Situationen. Die so sehr verletzen und weh tun.
Immer wieder habe ich mich in der Vergangenheit ertappt das ich z.B. auf dem Weg zur Arbeit viel zu schnell mit dem Auto unterwegs war. 240 auf der Autobahn. Kein Problem. Gedanken an mich, meine Familie oder andere, Fehlanzeige. Das konnte ich während meines letzten Klinikaufenthalts ablegen. Diese Situation gehört für mich der Vergangenheit an.
An meinen Beispielen kann man erkennen das es nicht immer das „Ritzen“ sein muss. Das Borderline nicht immer auf Narben reduziert werden kann. Viele Menschen wissen nicht, dass es viele versteckte Verletzungsmuster bei uns gibt.
Wenn ich von mir spreche, dann kann ich sagen, dass ich alle Verletzungsmuster, die auch andere beschädigen könnten abgestellt habe. Es braucht vor mir keiner
Ich hoffe immer noch, dass ich meine Angehörigen und Mitmenschen meine Erkrankung erklären kann. Es herrscht im Allgemeinen eine viel zu große Unwissenheit aus der viele nicht haltbare Vorurteile hervorgehen. Es wäre wirklich schön, wenn ein paar Vorurteile abgeschafft werden. Das würde allen Betroffenen viel ersparen.
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