Voller Begeisterung sprang ich aus meinem Bett. Na ja, springen ist zu viel gesagt. Ich hatte mich eher heraus gequält. Doch ich hatte es geschafft. Zwar zu spät. Aber geschafft!
Der Tag sollte schön werden, also direkt ins Bad und ab unter die Dusche. Doch daraus wurde nichts. Ich saß auf dem Badewannenrand und starrte unablässig in den Raum. Schwer atmend, kaum Luft in die Lungen bekommend harrte ich lange aus, ehe mein erschaffener Traum, über mir zusammenbrach.
Borderline?
Ist nur ein Wort, doch für mich ist es meine Krankheit. Mittlerweile spreche ich von ‚meiner Krankheit´ und nicht mehr von meiner Diagnose, da ich erst in den letzten Monaten begriffen habe, dass es um mich geht. Ich bin Borderliner und will lernen damit zu leben. Damit das funktioniert, muss ich lernen, dass meine Krankheit zu mir gehört und das ich nur mit ihr leben kann, wenn ich sie akzeptiere und annehme.
Ein Gefühl, tief in meiner Seele. Wenn ich es spüre, wird mir weder Kalt noch Warm, es ist nicht gut und es ist nicht böse. Es ist eine Taubheit die sich ungehemmt in mir ausbreitet und jede Faser meines Körpers erfüllt.
Sie kommt immer dann, wenn mein Schmerz, meine Trauer, meine Verzweiflung und Angst wieder einmal die Kontrolle über meinen Körper übernommen haben. Wie ein natürlicher Schutz vor diesen dunklen Gedanken und Emotionen. Nur das dieser Schutz nicht ansatzweise funktioniert. Weiterlesen
Mit viel zu vielen Vorurteilen und Ängsten anderer haben wir als Borderliner zu kämpfen. Es ist immer wieder erschreckend wie schnell sich Menschen aus meiner Umgebung eine falsche Meinung bilden. Niemand von denen hat sich vorher überhaupt über diese Krankheit informiert. Viele „Freunde“ haben sich mittlerweile von mir abgewandt. Weiterlesen
Was bedeutet es, auf der Grenze zu leben?
Was geht in einem vor, der Borderline hat?
Ich will mal versuchen, dass aus meiner Sicht zu erklären. Ohne Fachchinesisch. Einfach so, wie es für mich ist und was es für mich bedeutet.
Als ich im Januar 2016 die Diagnose während meines 4. Klinikaufenthalts bekam, war es wie ein Schlag ins Gesicht. Ich hatte schon vorher die Befürchtung und Vermutung, dass ich ein Borderliner bin. Die Diagnose dann aber schwarz auf weiß zu lesen, das war schon etwas ganz anderes, als nur die Vermutung zu haben.
Nach der Therapiestunde, in der mir die Diagnose gestellt wurde, bin ich mal wieder äußerlich sehr stark und gefasst gewesen. In meinem Inneren tobte ein Kampf zwischen meinen Gefühlen.
Sollte ich weinen? Schreien? Ruhig bleiben? Sollte ich die Therapie abbrechen, weil das sowieso keinen Sinn hatte? Was sollte ich tun?
Wieder war ich an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich nicht sein wollte. Ich hatte die Kontrolle über meine Gefühle und mein Leben verloren. Ich setzte meine „Maske“ auf und machte, wie ich es am besten konnte, eine gute Miene zum bösen Spiel. Wie einmal war ich für andere nicht zu ergründen. Meine Gefühle und meinen Kontrollverlust verbarg ich hinter eine dicken Mauer des Lächelns.
Nach der anschließenden Kunsttherapie Gruppenstunde bin ich dann zusammengebrochen. Ich konnte oder wollte diese Schutzmauer nicht mehr länger aufrechterhalten. Es war sehr schön, genau in diesem Moment, viele liebe Menschen zu haben, die mir Halt gaben und bei denen ich mich nicht, für meine Tränen und meine Gefühle schämen musste.
Aber diese Diagnose. „Emotional instabile Persönlichkeitsstörung – Borderline Typ“, was bedeutet das für mich?
Wurde ich durch diese Diagnose ein anderer Mensch?
Nein, das wurde ich nicht.
Ich bin immer noch derselbe Mensch, wie vor dieser Diagnose. Ich habe halt, mit sehr vielen Dingen und Gefühlen, die andere Menschen besser wegstecken, sehr große Probleme. Meine Gefühle empfinde ich viel intensiver und präsenter, als wie das bei „gesunden“ Menschen der Fall ist. Meistens empfinde ich diese intensiven Gefühle Erschreckend und Gefährlich. Ich kann es einfach nicht steuern, was meine Gefühle mit mir machen. Ich brauche länger als gesunde Menschen um Sie einigermaßen zu steuern, einzuordnen oder zu verarbeiten.
Wenn es mir gut geht, dann kann ich durch die Wohnung tanzen und singen und habe einfach nur Spaß. Es kann mir aber auch gut gehen und ich bin dennoch sehr schweigsam und nachdenklich. Diese guten-schlechten Momente kann ich dann aber auch sehr gut mit meiner „fröhlichen Maske“ verbergen.
Mit negativen Gefühlen kann ich sehr viel schlechter umgehen. Diese dunklen, schlechten und negativen Gefühle kommen meistens plötzlich, ohne Vorwarnung. Sie machen mich reizbar und aggressiv. Ich verliere öfter die Kontrolle über meine Gefühle als gesunde Menschen. Es entsteht dabei ein unvorstellbarer innerer Druck, den ich nicht mehr oder nur sehr schwer aktiv steuern kann.
Ich versuche diesen Druck zu minimieren, indem ich Skills, Entspannungsübungen und Achtsamkeit einsetze. Sollte mir das nicht gelingen und der Druck steigt weiter, ist das dann der Auslöser für SVV.
Es ist, als wenn in mir ein Vulkan brodelt. Bevor er ausbricht verletze ich. So kann ich vermeiden, dass Unbeteiligte meine Aggression abbekommen. Wenn ich unterwegs bin und in so eine Situation komme, dann ziehe ich mich in mich zurück. Werde ganz still und mache automatisch das, was von mir verlangt wird. Meine Leistung wird nicht unbedingt schlechter dadurch. Aber ich habe keinen Spaß daran bzw. kann diesen nicht spüren.
Schon als Kind war ich sehr impulsiv. Meine Aggressionen habe ich sehr oft mit nicht akzeptablem Verhalten versucht zu kompensieren. Ich wurde zum Außenseiter. Ich will nicht sagen, dass es mir egal war. Aber was sollte ich machen?
Ein weiteres Problem, welches ich als Borderliner habe, ich kann mich meistens nicht abgrenzen. Entweder ist etwas gut oder schlecht, schwarz oder weiß.
Einen Zwischenbereich (Grauzone) gibt es nicht. So ist es auch mit dem, was ich mache: ganz oder gar nicht. Wenn ich eine Aufgabe übernehme, dann führe ich sie zu 120% aus. Es gibt keine halben Sachen.
Versagen ist etwas, was ich nicht akzeptieren kann. Dabei musste ich schon oft die Erfahrung machen, dass ich nicht alles kann. Dass sich auch nicht alles mit Logik erklären oder lösen lässt.
Mit Borderline zu leben bedeutet, dass meine Gefühle starken Schwankungen ausgesetzt sind. Von jetzt auf gleich kann sich meine Stimmung ändern. Meistens kann ich nicht einmal sagen, was der Auslöser war.
Mit Medikamenten habe ich es geschafft das ein wenig in den Griff zu bekommen. Diese Tatsache macht mich aber nicht Glücklich. Ich weiß, dass ich die Medikamente brauche, will das aber nicht. Ohne Medikamente wären meine Stimmungsschwankungen zu groß, als das ich damit vernünftig Leben könnte. Kritische Situationen kann ich mittlerweile besser und ruhiger ertragen.
Borderline ist nicht nur einfach eine Diagnose oder ein Makel.
Borderline hat Auswirkungen auf mein gesamtes Leben.
Kleine Dämonen
Manchmal, fühle ich mich als sei ich von vielen kleinen Dämonen besessen. Die einen sagen „Es ist gut“, die anderen sagen „Es ist böse“. Wenn die „bösen“ Dämonen die Oberhand gewinnen, weiß ich z.B. nicht mehr, wie sehr meine Frau mich liebt. Es reicht dann, ein Wort, eine Geste oder ein „falscher“ Blick. Dann ist es so, als hätte ich nur Dunkelheit im Herzen. Es toben schwarze Wellen in mir, die mich unter sich begraben und meine Gefühle explodieren lassen. Weiterlesen
Das Wichtigste vorab.
JA, Borderliner können Lieben!
Wir haben immer Angst vor Verlust, vor dem Verlassen werden oder vor dem Allein sein. Aus diesem Grund ist eine Beziehung zu uns eine sehr komplizierte und schwierige Angelegenheit. Weiterlesen
- Einen Gedankenkneuel im Kopf zu haben
- Aus dem Grübeln nicht hinaus zu kommen
- Ein Albtraum zu leben der nie enden will
- Alles Schwarz oder Weiß zu sehen
- Nach Liebe zu suchen, sie zu finden und abzulehnen obwohl ich sie will
Diese Frage wurde mir am Samstagabend zu einer vorgeschrittenen Stunde gestellt. In der Regel wird immer um meine Krankheit herumgeredet. An dem Abend war das anders. Weiterlesen
Als ich während meines letzten Klinikaufenthaltes, von meiner Therapeutin mit der Diagnose „BPS“ konfrontiert wurde kam mir nur eins in den Sinn.
„Das kann doch gar nicht sein, ich Ritze mich doch gar nicht“
Wie viele andere auch kannte ich Borderline nur in Verbindung mit Ritzen. In vielen Gesprächen wurde mir erklärt das es nicht immer Ritzen sein muss. Viele Betroffene würde andere Mittel und Wege finden um ein „selbstverletzendes Verhalten“ an den Tag zu legen.
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