Borderline?
Ist nur ein Wort, doch für mich ist es meine Krankheit. Mittlerweile spreche ich von ‚meiner Krankheit´ und nicht mehr von meiner Diagnose, da ich erst in den letzten Monaten begriffen habe, dass es um mich geht. Ich bin Borderliner und will lernen damit zu leben. Damit das funktioniert, muss ich lernen, dass meine Krankheit zu mir gehört und das ich nur mit ihr leben kann, wenn ich sie akzeptiere und annehme.
Borderline?
Ist nur ein Wort, doch es beschreib leider nicht, wie ich mich fühle. Vor zwei Jahren habe ich meinen Therapeuten gewechselt und bekam eine Person an meine Seite, die mir das Wort ‚Borderline‘ verständlich erklärte.
Borderline?
Ist nur ein Wort, doch was steckt dahinter. Dahinter verbirgt sich eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung Typ Borderline, wie es im ICD Katalog der Krankenkasse so schön steht. Doch damit konnte ich nichts anfangen. Es war noch immer nur ein Wort.
Borderline?
Ist nur ein Wort, das ich nicht verstand. Doch es gab eine Person, die es mir umschrieb. „Lassen sie doch die ICD Namen weg.“, sagte sie, „Persönlichkeitsstörung? Emotional-Instabil? Typ Borderline? Das alles sind nur Versuche, eine Krankheit zu betiteln, die man nicht in Worte fassen kann. Nennen sie sie doch ‚Emotions-Regulations-Störung‘. Nicht ihre Persönlichkeit ist gestört, es fällt ihnen lediglich viel schwerer, ihre Emotionen zu steuern, als anderen Menschen. Deswegen sind sie noch lange nicht gestört. Doch was bedeutete das für mich?
Borderline?
Ist nur ein Wort, doch was wollte sie mir mit ihrer Umschreibung sagen? Doch erst noch einmal zu mir. Ich leide an starken Stimmungsschwankungen und heftigen Gefühlsausbrüchen. Stehe immer unter massiver Anspannung. Der Umgang mit diesen Emotionen und der Anspannung ist für mich mein Umfeld eine riesige Herausforderung. Jeden Tag kommt es bei zu Streitereien mit Menschen, die mir nahestehen oder denen ich einfach nur begegne. Meine Angst, jemanden an mich heranzulassen, steht im krassen Gegensatz zu der Furcht, dass ich verlassen werde. Das alles ist für mich nur schwer zu ertragen.
Borderline?
Ist nur ein Wort. Doch ‚Emotions-Regulations-Störung‘ beschreibt meine Krankheit besser. Ich habe starke Schwierigkeiten meine Gefühle zu steuern, und meine Anspannung zu bewältigen, vor allem in Umgang mit anderen Menschen, z.B. bei Konflikten, Enttäuschungen, Ablehnungen, Ausgrenzungen oder auch bei eigentlich schönen Dingen. Meist werte ich mich stark ab, stelle mich hinten an oder bin nicht in der Lage mich zu freuen. ‚Schwarz-weiß Weiß Denken‘ dominiert meinen Alltag. Entweder ist etwas gut oder schlecht. Dazwischen gibt es nichts. Kompromisse eingehen geht nicht. Selbst wenn ich es versuche, dann kommt es oft zu unkontrollierbaren Gefühlsausbrüchen. Von einem auf den anderen Moment schlägt meine Laune um. Wo ich zuvor noch gut drauf war, explodiert kurz darauf meine Welt. Aus Weiß wird Schwarz. Grau ist ausverkauft.
Meist reagiere ich mit Rückzug, gehe wochenlang nicht mehr vor die Tür oder stundenlang nicht mehr aus meinem Zimmer. Wo andere Menschen sich nach einigen Minuten oder Stunden wieder gefangen habe, brauche ich Tage oder Wochen. Ich bin noch nicht in der Lage meine Emotionen zu Regulieren und wenn sie zu stark werden, übernimmt ein Gefühl der Leere die Kontrolle über mich.
Borderline?
Ist nur ein Wort. Ein Gefühl der Leere. Wie soll ich das beschreiben, wenn sich alles in einem leer und taub anfühlt. Es fängt damit an, dass alles egal ist. Aber auch doch nicht. Kann keine Entscheidungen treffen, will sie aber treffen. Habe das Gefühl etwas machen zu müssen, will es dann aber nicht. Oder doch? Ich verliere die Kontrolle und kann an meiner Situation selbst nichts mehr ändern. Dann kommt die Leere. Sie umschließt mich, lässt mich nicht mehr fühlen, nicht mehr denken. Alles fühlt sich leer, taub und schwarz an.
Borderline?
Ist nur ein Wort. Um aus der Leere herauszukommen, gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten.
Entweder ich schaffe es, die Entscheidung zu treffen etwas zu ändern. Zum Beispiel, dass ich das Zimmer, den Raum oder den Ort verlasse. Etwas anderes sehe, rieche, schmecke oder laute Musik höre.
Oder ich ziehe mich zurück und versuche mich auf eine schädliche weise wieder daran zu erinnern, das ich fühlen kann. Indem ich mir selbst Schmerzen zufüge.
Manchmal verliere ich die Kontrolle. Dann kann es schon mal sein, dass meine Fäuste so lange gegen die Wand schlagen, bis sie bluten und stark schmerzen. Dann kann ich wieder einen klaren Gedanken fassen.
Was aber meistens im Rückzug endet, weil ich mich schäme, für das, was ich mir angetan habe.
Der einzige Gedanke, den ich trotz alle dem immer in meinem Kopf habe, ist, dass ich niemals jemand anderen verletzen würde. Ich würde niemals jemand anderen für mein Versagen oder die Leere in mir verantwortlich machen. Ich bin kein böser Mensch und will hoffen, dass nun niemand Angst vor mir hat.
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Eigentlich will ich noch weiterschreiben. Doch ich merke, dass ich schon wieder anfange, mich für mich zu entschuldigen und zu rechtfertigen. Daher unterbreche ich hier und mache an einem anderen Tag weiter. Auch wenn der Text Fehler enthält, er ist von mir und ich habe ihn nicht korrekturgelesen. Er soll widerspiegeln, wer ich bin. Denn ich bin nun mal kein fehlerfreier Mensch. Sorry…
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